Ein Interview mit den Architekten

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Rüdiger Schmidt: "Beim architektonischen Ausdruck liegt uns die Balance zwischen der Individualität des einzelnen Haustyps und dem übergreifenden Gesamtzusammenhanges im Quartier sehr am Herzen. Das Gesamtergebnis auf der Fläche der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne ist eine Gemeinschaft von gebauten Individuen."

Wie ist die Idee/die Architektur zum Alanbrooke Quartier entstanden?

Rüdiger Schmidt: "Die Stadt Paderborn hat für die Fläche der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne nach Abschluss der Rahmenplanung und auf Grundlage eines städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbs einen Bebauungsplan erarbeitet. In diesem ersten Investorenauswahlverfahren für das Teilquartier A mit den Baufeldern 16 und 17 sollen zukünftige, nachhaltige und innovative Planungskonzepte erarbeitet werden. Zur Qualitätssicherung hat die Stadt Paderborn ein Quartiershandbuch erstellt.

Der städtebauliche Leitgedanke des Alanbrooke Quartiers sieht für die Außenbereiche einen robusten Bebauungsring vor, der sich um eine grüne Mitte gruppiert. Die von uns bearbeiteten Baufelder 16 und 17 liegen innerhalb dieses Bebauungsrings. Sie profitieren von der sie umgebenden differenzierten und blockweise versetzten Grünstruktur. 

Der Entwurf nutzt die Vorgaben der Auslobung, sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Schaffung einer originellen Architektursprache. Die Punkthäuser am Park leben vom Wechselspiel zwischen Wiederholung und Variation. Leicht verspringende Gebäudefluchten und alternierende Höhenentwicklungen lockern das Gesamtbild auf.

Präzise gesetzte Aussagen zum Umgang mit Balkonen und Loggien an den einzelnen Gebäudefassaden unterstützen dieses Spiel zwischen Reihung und Abwechslung. Zahlreiche Aus- und Durchblicke stellen dabei den Kontakt zur Umgebung her, und schaffen eine angenehme Balance zwischen Privatheit und Offenheit im Sinne des städtebaulichen Leitgedankens. 

Bezüglich der Materialität reagiert der Entwurf auf die Bestandsbebauung, indem eine Mischung aus hellen Putz- und Klinkerflächen und rotem Klinker zur Gliederung der Fassaden gewählt wird. 

Die Fassadengestaltung ist klar gegliedert. Die Fensteröffnungen folgen einer klaren Rasterung und werden durch zurückgesetzte Akzentflächen betont. Die Häuser erhalten ein helles Material und Akzentflächen als Fassadenbekleidung in Holzoptik, also jeweils zwei aufeinander abgestimmten Materialien, die hausweise unterschiedlich eingesetzt werden und so ein harmonisches Gesamtbild erzeugen. Auch die Loggien erhalten diese Fassadenbekleidung in Holzoptik und unterstützen so den wohnlichen Charakter in Richtung Park."

Worauf kommt es an, wenn man ein Quartier plant?

Rüdiger Schmidt: "Ein Quartier beschreibt den öffentlichen Raum über die Wohnung bzw. den Block (als räumliches Gebäude) hinaus.  

Wir sprechen hier von einer Größeneinheit, die zwischen dem betrachteten Gebäude und dem Stadtteil liegt. Das Quartier ist ein Ort der Begegnung, des Wohnens und der Versorgung, in dem regelmäßige Aktivitäten stattfinden. Hier geht es um das „zu Hause“ Gefühl. 

Die Architektur ist ein kleiner, aber entscheidender Bestandteil dieses komplexen Zusammenspiels. Sie bieten den Bewohnerinnen die Bühne und die Möglichkeiten anzukommen und zu bleiben. 

Daher müssen wir alle Aspekte der gesunden und klimaresilienten Wohnungen im Kontext des städtischen Quartiers berücksichtigen."

Welche besonderen Merkmale erhält das Projekt?

Rüdiger Schmidt: "Bei dem angesprochenen „zu Hause“ Gefühl geht es um die Identifikation mit dem Ort, dem Quartier und letztendlich auch mit den eigenen vier Wänden.  

Unser Entwurf reagiert auf die Geschichte der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne, die noch vorhandene Bestandsbebauung, indem eine Mischung aus hellen Putz- und Klinkerflächen und rotem Klinker zur Gliederung der Fassaden gewählt wird. Die Formensprache ist reduziert und verständlich."

Gibt es einen Zeitpunkt bei der Umsetzung des Projektes, auf den Sie besonders gespannt sind?

Rüdiger Schmidt: "Ein für alle Beteiligten und für die späteren Nutzer entscheidender Zeitpunkt ist die Fertigstellung der Gebäudehülle und das „Fallen“ der Gerüste. Wie im Theater wird der Blick auf das gestaltete Bild freigegeben und ein erster Eindruck auf das spätere zu Hause ist möglich."

Was war Ihr Traumberuf als Kind? Wollten Sie schon immer Architekt werden?

Rüdiger Schmidt: "Aufgrund einer familiären Vorprägung wurde ich schon früh an die spannende Welt der Architektur herangeführt.  

Schon in der Jungend stand für mich fest, dass ich diese Möglichkeit, die Mitgestaltung von Quartieren, nutzen möchte. Mit einer gewachsenen Berufung kann Passion eine nachhaltige Architektur entstehen lassen."

Quelle: konrath und wennemar Architekten